Von den Seiltänzern mit den gefesselten Händen
Wenn er an sie denkt, fallen ihm oft Seiltänzer ein, die sich zuerst nicht auf das Seil wagen, da sie sich einreden – und es sich immer wieder selbst vorsagen –, dass sie abstürzen, das Ziel nie erreichen würden, denn sie wüssten, sie wüssten mit Sicherheit, dass ihnen nie etwas gelänge. Das war schon immer so, das würde immer so bleiben.
Sie schweigen, wie sie zu schweigen pflegen, wenn ihnen eine Antwort unangenehm ist oder wenn sie keine Antwort wissen.
Oder sie schweigen und blicken ihn betreten, verlegen lächelnd oder vorwurfsvoll an, als ob es einem Verbrechen seinerseits gleichkäme, ihnen solch eine Frage zu stellen.
Oder sie tauchen aus ihrem Schweigen auf, langsam und vorsichtig und sagen, dass sie das Seiltanzen am liebsten aufgeben würden, weil sie glauben, dass sie nicht mehr dazu fähig wären, es erneut zu probieren …
Die Anderen, die geschickteren und geübteren Seiltänzer, die Anderen, von denen sie ausgelacht, verhöhnt wurden, früher, als sie klein waren, als sie dieses oder jenes nicht zustande brachten, als ihnen dieses oder jenes misslang. Und jetzt wissen sie, glauben sie zu wissen, dass es dieselben oder andere andere wären, die neben dem Seil stünden und ihnen auflauerten, auf das erste Schwanken warteten, auf den ersten falschen Schritt, der sie aus dem Gleichgewicht brächte, sie taumeln und schließlich herunterstürzen ließe, mitten hinein in ihre Häme, in ihren Spott.